Schweden ist das Sehnsuchtsland vieler Hechtangler. Neben guten Aussichten auf Fangerfolge ist es vor allem die Landschaft und die Gastfreundschaft, neben der Möglichkeit auf wenig frequentierten Gewässern fischen zu können, die viele nach Sverige zieht. Wie es Anfang September auf einem großen schwedischen Binnensee in Smaland beim Schleppen auf Hecht lief, lest ihr hier.
Anreise nach Elchland
Nachdem innerhalb der Reisegruppe bereits erste Erfahrungen in Schweden gesammelt wurden, viel die Wahl der Reise auf Anfang September. In Deutschland ist das Hechtangeln auf vielen Seen zu dieser Zeit sehr schwierig, da sich die Schichtung der großen Seen von Sommer, mit dem Auflösen der Sprungschicht, auf eine herbstliche Durchmischung stellt. In Schweden, so die bisherigen Erfahrungen, kann man zu dieser Zeit dennoch gute Erfolge erzielen. Dass einem die Fische dennoch nicht ins Boot springen wurde aber auch nicht erwartet und so wurde die Strategie von Anfang an auf Schleppen zur Erkundung des Gewässers gestellt. Benanntes Gewässer sollte ein großer Klarwassersee in Smaland sein. Moritz hat unter der Organisation von Thomas mit seiner AB Smaland Sportfiske bei vergangenen Trips bereits sehr gute Erfolge an diesem See erzielen können. So wurde auch dieses Mal die Organisation von Thomas übernommen. Ein Ferienhaus direkt am See versprach kurze Wege und eine neu angelegte Slipstelle ermöglichte es sogar, dass wir mit den eigenen Booten anreisen konnten. Mit den üblichen Fähren, die zwischen Schweden und Deutschland pendeln war die Überfahrt schnell gebucht und realisiert. Nach knapp zweieinhalb Stunden waren wir am Gewässer angekommen. Thomas wartete bereits auf uns und übergab den Schlüssel zur Slipstelle und Ferienwohnung. Die neu angelegte Slippe erwies sich mit den schweren Booten und Trailern als Herausforderung, da eine starke Steigung und schwieriger Untergrund vorhanden waren. Aber nach einigen Anläufen konnten die Boote erfolgreich gewässert werden.
Slippen unter harten Bedingungen
Erste Erkundung
Nachdem wir noch am Anreisetag gegen Mittag die Boote ins Wasser gelassen hatten, sollte es zu einer ersten Erkundung rausgehen. Für die Orientierung ging es zunächst in das offene tiefere Wasser. In den schwedischen Seen sollte man die ersten Ausfahrten langsam angehen. Nicht selten liegen in den Flachwasserbereichen nahe der Steganlagen große Findlinge, die einen Angeltrip bei Kollision schnell zu Nichte machen können. Darum fuhren wir langsam mit Ausguck im Bug heraus bis wir tieferes Wasser erreichten. Überwältigend war in diesem Augenblick die große Wasserfläche, welche nur gelegentlich durch einzelne Inseln und herausragende Steinfelder unterbrochen wurde. Erste Anhaltspunkte bot die in der Ferienwohnung angebrachte Tiefenkarte des Sees. Schnell wurde klar, dass weite Teile mit großen Tiefen um fünfzehn bis zwanzig Meter vorhanden waren. Untermauert wurde dies durch die Angaben des Echolots. Zwar war keine Navionics Seekarte auf dem Echolot hinterlegt, aber durch Autochart Live konnten wir nach und nach eine eigene Seekarte erstellen, was sehr gut bei der Orientierung half. Mit durchmischten Gefühlen brachten wir die Schleppruten aus. In den vergangenen Jahren konnte Moritz auf dem See gut fangen, die Informationen anderer Reisegruppen, welche kurz zuvor in fünf Tagen nicht einen Biss bekamen, trübten aber die großen Erwartungen. Mit dem Side Imaging des Echos war schnell klar, dass die Fischschwärme und auch die größeren Einzelfische sehr verteilt im See zu finden waren. Die Übergangszeit zwischen Sommer und Herbst ist auf vielen Seen keine leichte zum Angeln. Hinzu kam, dass ein großes Tiefdruckgebiet einen Temperatursturz und Regen mit sich brachte. Gepaart mit einer gerade erst beginnenden Vollmondphase in jedem Fall sehr herausfordernde Grundbedingungen.
Viele Bisse, wenig Fisch
Mit ausgebrachten Ruten, die durch die Sideplaner eine weite Fläche abdeckten erkundeten wir den See. Nach etwas mehr als einer Stunde ohne vermeintlichen Kontakt kontrollierten wir die Ruten. Die Köder zeigten alle markante Bissspuren; wir hatten also Kontakte ohne dies zum merken. Die Hechte waren somit da, es fehlte aber der letzte Wille so auf die Köder zu beissen, dass sie auch hängen bleiben. Hierbei war es egal, ob man große oder kleine Köder anbot. Die Fische bissen immer knapp an den Haken vorbei. Die abendliche Auswertung der Waterwolf-Kamera-Aufnahmen ergaben, dass es sich hierbei nicht nur um kleine Hechte handelte, sondern auch gute Exemplare spitz auf die Köder bissen. Der erste Tag wurde somit auf beiden Booten als "Schneider" abgeschlossen. Da es aber effektiv nur ein halber Tag und die erste Ausfahrt mit nachweislichen Bissen war, waren wir alle noch guter Stimmung.
Bisse ja; Fisch nein
Nächste Ausfahrt mit Erfolg
Nachdem wir erste Erfahrungen und auch bereits den ersten kräftigen Regenschauer einfingen (weitere sollten folgen), fuhren wir am Folgetag bereits früh aus. Wir wollten direkt einen vollen Angeltag mitnehmen, um sicher zu gehen, dass wir keine Beissphase verpassen. Gerade unter schwierigen Bedingungen ist es dann oft so, dass die meisten Fische in einem sehr engen Zeitfenster gefangen werden können, bevor das Beissen wieder eingestellt wird. Nachdem es sich am Vortag kräftig ausgeregnet hatte, begann dieser Tag mit einiger Sonne und warmen Winden. Dass schien den Hechten auch besser zu schmecken. An Strukturen wie Kanten und Inseln erhielten wir die ersten Bisse auf unsere Köder. Am späten Vormittag konnte auch der erste Fisch mit Ende 80 ins Boot geholt werden; entschneidert. Die Hechte in Südschweden haben, für deutsche Exemplare untypisch, eine durchgehende fleckig, gepunktete Färbung bis komplett unter den Bauch. Nach kurzem Versorgen durfte der Fisch wieder schwimmen. Catch and Release ist in Schweden gern gesehen. In dem Bereich, in dem wir den Fisch landeten zogen wir nun unsere Schleppbahnen. Eine Strategie, die sich als richtig herausstellen sollte. In der Zwischenzeit erhielten wir vom Nachbarboot die Meldung, dass dort nun auch der erste Fisch gefallen ist. Im Verlauf des Tages konnten wir weitere Bisse verzeichnen und insgesamt vier Fische fangen. 109, 97, 92 und 85 waren die Maße und das Feierabendbier schmeckte an diesem Tag besonders gut.
Schlechtwetterkapriolen
Leider schlug das Wetter am Folgetag wieder direkt um und wir wussten, dass es ein Durchbeißen werden wird. Den ganzen Tag schwankten die Bedingungen zwischen Niesel- und Starkregen abgewechselt von starkem Wind und Böen. Unter solchen Umständen muss man sagen, dass Schleppen nur sehr schwer zu realisieren ist. Das halten des Kurses fällt zunehmend schwerer und durch die auftretende Welle werden die Planer stark versetzt und die Köder arbeiten nicht sauber. So kam es, dass sich zum schlechten Wetter auch ein schlechter Fangerfolg einstellte. Durchnässt und durchfroren gingen wir am Abend ohne Fisch von beiden Booten. Besonders an solchen Tagen muss man dafür sorgen, dass die Motivation nicht leidet. Ein sehr guter Helfer war hier der LOTUSGRILL. Mit dem außen am Boot montierten Grill konnten wir uns an jedem Tag Mittags mit einer warmen Mahlzeit versorgen. Unglaublich, wie das noch einmal die Stimmung zur Halbzeit des Tages anheben kann - Männer, Fleisch und Feuer...
Kulinarische Abwechslung erhält die Motivation - powered by Lotusgrill
Strategie beibehalten und durchbeißen
Die Ausgangslage für die folgenden Tage war klar. Wenn sich die Bedingungen nicht ändern, wird es eine harte Nummer. Die Fische standen sehr verteilt und waren nur vereinzelt beisswillig. An der Vorgehensweise wollten wir zunächst nichts ändern, es kam ja zumindest vereinzelt Fisch heraus. Das Nachbarboot mit Moritz hielt an der Strategie "Go big or go Home" fest und so wurden fast ausschließlich die 40cm Line Thru Trouts von SavageGear gefischt. Zwei große Aussteiger im Drill schienen Marko und Moritz Recht zu geben. Gleichzeitig hatte Frithjof die besten gelandeten Fische mit einem mittelgroßen und überbleiten SPRO Grub gefangen. Auch dieser Tag wurde, wie erwartet, nicht einfach und neben den bereits gewohnten Bissen, konnten nur zwei Fische gefangen werden.
Gerät und Ausrüstung
Auch wenn Schleppen oft als faule Methode oder sogar Betrug bezeichnet wird, sollte man den Geräte- und Materialaufwand nicht außer Acht lassen und unterschätzen. Ein stabiles und spurtreues Boot ist hier die Grundvoraussetzung. Ist ein großer Außenborder angebracht muss ein zusätzlicher kleinerer Verbrenner montiert werden, da man sonst zu schnell beim Schleppen unterwegs ist. Hier hat wie so oft Thomas eine flexible Lösung parat gehabt und uns einen 5ps Motor von einem seiner Mietboote bereitgestellt. Mit diesem sind gute Schleppgeschwindigkeiten im Standgas zwischen 2km/h und 3,5km/h möglich. Zum Anpassen und Korrigieren der Richtung ist es nun optimal, wenn zusätzlich ein Elektrobugmotor mit Fernbedienung im Wasser ist. Der kleine Verbrenner im Heck wird auf Geradeausfahrt eingespannt, das Lenken übernimmt der Elektromotor. Hat man nun ein entsprechendes Echolot sieht man jederzeit die Peilung des Bootes und kann frühzeitig den Kurs korrigieren. Ebenfalls wichtig sind robuste Rutenhalter. Beim Schleppen entstehen immer wieder große Belastungen. Sei es ein großer Fisch steigt ein oder man bekommt einen Hänger. Zum Einsatz kamen hier ausschließlich Modelle der Marken Scotty und Canon. Insbesondere die Scotty Rutenhalter zeichnen sich durch ein durchdachtes und flexibles Montagesystem und viele Möglichkeiten der Neigungseinstellung aus.
Damit die Köder einen Abstand zum Boot erhalten und man nicht Gefahr läuft, dass die Schnur in die Motorschraube gerät, sollten sogenannte Sideplaner beim Schleppen eingesetzt werden. Da sie weit verbreitet und überall erhältlich sind, bestand unser Equipment hauptsächlich aus den SavageGear Sideplanern. Zu diesen ist jedoch zu sagen, dass es deutlich bessere Modelle gibt. Sie lösen sehr leicht aus, die Scherwirkung ist übersichtlich und im Drill üben sie einen hohen Druck gegen Rute und Fisch aus. Deutlich besser sind hier die ASO Planer oder auch die OFF SHORE Scherbretter. Eine Investition, die in jedem Fall vor dem nächsten Schlepptrip getätigt wird. Es ist sehr frustrierend, wenn man gerade erst alle Ruten ausgebracht hat und dann der äußere Planer auslöst.
Wie auch die Rutenhalter sollten Rute, Rolle, Schnur und Kleinteile für größere Belastungen ausgelegt sein. Als Rollen kamen fast ausschließlich Baitcaster- und Multirollen von AbuGarcia und Shimano zum Einsatz. Bauartbedingt halten diese größere Druckbelastungen aus. Ebenfalls lassen sich sehr einfach die Montagen ausbringen, da das Geben von weiterer Schnur durch einfachen Daumendruck erfolgt. Auch eine hohe Schnurfassung hilft, da inklusive Planer gern 50Meter und Mehr im Wasser sind. Da oft schnell die Schnur eingeholt werden muss, zum Beispiel wenn man mit den Ködern Grundkontakt erhält, empfiehlt es sich zudem Rollen mit hoher Übersetzung zu verwenden. Bei den gängigen Herstellern werden diese Modelle mit "HS" (Highspeed) oder "HG" (Highgear) gekennzeichnet. Als Ruten kamen Modelle mit Längen zwischen 2,40m und 2,70m und Wurfgewichten um die 150gramm und aufwärts zum Einsatz. Sie sollten ein entsprechendes Rückgrat haben, aber auch Stöße von Wellen so abfedern, dass der Planer nicht sofort auslöst. Mittlerweile gibt es im deutschen Handel eine große Auswahl an Ruten, die diese Anforderungen erfüllen. Auch die Schnur sollte nicht zu dünn gewählt werden. Ein hoher Durchmesser wird allein deshalb benötigt, damit die Schnur in den Clips der Sideplaner hält. Aber auch die erwähnten Belastungen spielen eine Rolle, sodass man auf eine Tragkraft ab 23KG achten sollte. Je nach Hersteller werden hier abweichende Druchmesser angegeben. Ein schönes Feature zum Schleppen bietet die Multicolor Daiwa Tournament 8Braid. Die Schnur wechselt in regelmäßigen Abständen ihre Färbung. Möchte man nun den Köder immer ein einem ähnlichen Abstand zum Boot bei erneutem auslegen haben, kann man sich einfach die zuletzt erreichte Farbe merken und soweit auslassen bis man diese wieder erreicht hat.
Galerie Fänge beim Schleppen
Die weiteren Tage
Es war zu befürchten. Die Wetterlage änderte sich nicht. So verbrachten wir bei gleichbleibend schwierigen Bedingungen unsere Tage auf dem See. Ausdauer wurde nicht selten mit starken Einschlägen in die Ruten und selten auch mit Fisch im Boot belohnt. Auch wenn wir andere Strategien und Köder ausprobierten, brachten diese keine wesentliche Änderung der Ergebnisse. Die Fische standen einfach sehr verteilt und haben selten sowie vorsichtig gebissen. Man konnte es nicht ändern und wir machten das beste aus der Situation. Das anhaltend trübe Wetter mit Schauern und starkem Wind forderte dann auch irgendwann seinen Tribut. Die Stimmung oben zu behalten wurde nicht gerade erleichtert. Abbruch war aber zu keinem Zeitpunkt eine Option. Die Chance auf einen großen Fisch hat man beim Angeln immer. So war die Freude auch groß als Frithjof an einem der letzten Tage noch einen Meterfisch fangen konnte. Unsere Schwedenwoche neigte sich dem Ende entgegen und die Vorbereitungen zur Abreise wurden getroffen.
Abreise
Am Ende der Schwedenwoche Standen vier erschöpfte Angler und ca. 20 Fische im Boot mit zwei Fischen über einem Meter. Die Fähre sollte gegen Mittag in Trelleborg ablegen und auf dem Weg dorthin beschlossen wir noch einen Abstecher in Malmö bei SPORTFISKEGIGANTEN zu machen. Angelgerät kann man immer gebrauchen und zu kaputt für einen Besuch im Angelshop kann man nicht sein. Die ein oder andere Schwedische Krone wurde in dringend benötigtes Tackle investiert und danach ging es auf die Fähre. Dank Schlafkabine fühlte sich die Abreise nicht so lange an und der in der Woche stark vernachlässigte Schlaf konnte nachgeholt werden.
Fazit Schlepptour Schweden
Schweden ist immer eine Reise wert. Die Gewässerauswahl und -Vielfalt ist überwältigend. Auch Landschaft und Leute sind eine willkommene Abwechslung zum Alltag in der Heimat. Stimmen die Bedingungen kann man vor allem weitab vom Trubel auf deutschen Gewässern alleine Sternstunden erleben. Läuft es hingegen sehr schlecht wie bei diesem Trip sieht man sich aber dem Problem gegenüber, dass man nicht flexibel reagieren kann. Während man bei einer Tour in der Heimat in Erwägung ziehen kann bereits früher abzureisen, sind in Schweden bereits Ferienhaus und Fähre fest gebucht. Auch sind die Termine im Vorfeld oft frühzeitig zu besetzen. Erfährt man dann kurz davor, dass es zur Zeit nicht läuft, ist eine Stornierung nicht oder nur mit hohen Kosten möglich. Hier ist man an heimischen Gewässern natürlich agiler und man kann kurzfristig dann fahren, wenn die Bedingungen und Fänge passen. So ist eine Schwedenreise dann oft eine "Alles oder Nichts" Spekulation. So bleibt Schweden die ferne Unbekannte bei der Freud und Leid oft nah beieinander liegen. Das ist aber auch wohl genau der Grund warum es uns dorthin zieht.