Das Angeln mit größeren Ködern zum selektiven Befischen von Großhechten erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Wer sich hier bisher mit fängigen Ködern eindecken wollte, musste zwangsläufig auf schwedische oder amerikanische Modelle zurückgreifen. Dass es auch anständige Swimbaits Made in Germany geben kann, beweist PIKESITE. Im Hechtverrückt Interview mit Martin Fritsch erfahrt Ihr mehr.
HECHTVERRÜCKT: PIKESITE, ein neuer Name im Ködermarkt, wer seid Ihr?
Wir sind im wesentlichen passionierte Angler mit einer Vorliebe mit bestimmten Techniken auf den Zielfisch Hecht zu angeln. Bereits seit 15 Jahren befassen wir – ein kleines Team aus fünf Mitgliedern – uns mit dem Bau von Ködern. Den Ursprung hat das Ganze darin, dass wir bei den damals und heute erwerblichen Ködern bestimmte Eigenschaften vermisst haben. Das hat in den Anfängen darin gemündet, dass wir Köder modifiziert und umgebaut haben. Nach und nach haben Bekannte und Freunde immer mehr nach diesen Ködern gefragt. Einen Background in der Angelbranche hatten wir bereits. Was lag näher als die Köder, hinter denen wir stehen, auch professionell zu vertreiben? Jeder Köder ist in der Praxis entstanden. Egal ob großer Baggersee, Bodden oder Mecklenburgische Seenplatte; unsere Köder und Prototypen haben sich, beim Werfen und Schleppen, erst beweisen müssen. Mittlerweile sind wir ca. ein Jahr im Markt unterwegs und unsere Köder sind offiziell erhältlich. Zum Namen PIKESITE: Dieser beschreibt unsere Page bzw. Website, aber auch den Fokus und den Spot, der zum Hecht (mit unseren Ködern führt).
HECHTVERRÜCKT: Wie sieht euer Ködersegment aus? Für was sind die Baits geeignet?
Wir haben uns bewusst auf unsere Kernmodelle konzentriert, welche in den Testphasen die beste Fängigkeit gezeigt haben. Dabei stand vor allem im Vordergrund, dass die Köder auch im Alltag tauglich und nicht nur für spezielle Einsatzzwecke geeignet sind. Die Produktpallette setzt sich momentan aus zwei Modellen in je zwei Größen zusammen.
REALBAIT
Der REALBAIT ist mit seiner Tauchschaufel ein Gummiwobbler. In den beiden Größen 19cm und 26cm läuft dieser optimal in Geschwindigkeiten zwischen 2,5km/h und 4km/h je nach Strömung und Farbe. (die jeweilige Farbe definiert in kleinen Teilen die Gummimischung und somit das Laufverhalten). Seinen Ursprung hat der REALBAIT als waschechter Schleppköder, er hat sich allerdings beim Werfen aber schon mehr als bewiesen. Insbesondere im Freiwasser lässt sich der REALBAIT hervorragend geworfen auf Tiefen bis etwa 5m bringen. Noch fängiger ist er dabei, wenn man den Köder kurz in einem Stop stehen lässt. Die Suspendingeigenschaft lässt diesen dann schwebend auf der Stelle stehen, was oft mit einem Biss pariert wird. Ebenso wie beim SWIMBAIT liegt das Hauptaugenmerk auf einem natürlichen Lauf und der Fängigkeit.
SWIMBAIT
Wie der Name schon sagt handelt es sich bei diesem Köder um einen SWIMBAIT. Das bedeutet, dass der Lauf nicht durch eine Tauchschaufel, sondern im hinteren Bereich durch ein verdicktes Tail erzeugt wird. Im Gegensatz zum REALBAIT läuft der SWIMBAIT bereits bei sehr geringen Geschwindigkeiten ab 2,0km/h; lässt sich aber auch noch bei hohem Tempo sehr gut präsentieren. Während der REALBAIT eine ausladende Wobbelaktion hat, liegt das Augenmerk beim SWIMBAIT auf einem dezenten Lauf ohne ausladende oder flankende Aktion. Vergleicht man diese mit vielen anderen Ködern, denkt man schnell, dass die Aktion eventuell etwas gering ausfällt. Unserer Erfahrung nach ist es aber genau das, was diesen so erfolgreich macht. Gemacht und designt ist der SWIMBAIT als Wurfköder; parallel zum REALBAIT lässt er sich aber genauso für das Schleppen verwenden. Geworfen lässt er sich durch passives Durchsacken optimal auf die gewünschte Tiefe bringen, in der man die Fische vermutet. Dadurch ist er sehr vielseitig zum Scharkanten- aber auch Freiwasserwerfen einsetzbar.
Übersicht PIKESITE Köder
Modell | REALBAIT | SWIMBAIT |
19cm | 100Gramm | 130Gramm |
26cm | 200Gramm | 215Gramm |
Farben
Die PIKESITE Köder sind momentan in 41 Farbmustern erhältlich. Im Shop sind davon ca. 18 abgebildet; weitere werden nach und nach eingestellt. In den Shops unserer Händler sowie auf Messen kann man sich die Köder und verschiedenen Farben live ansehen. Jedes Farbmuster hat seinen Hintergrund und oft kommen unsere Kunden erst durch die Beratung beim Händler vor Ort oder im direkten Gespräch mit uns zu den benötigten Modellen.
Schockfarben vs. Naturfarben: Beides kann funktionieren
HECHTVERRÜCKT: Welcher Köder in welcher Farbe ist euer Favorit?
Wenn wir nur einen Köder auf eine Tour mitnehmen dürften, wäre es definitiv der 26er SWIMBAIT in der Farbe Brassen. Mit seinem vielseitigen Einsatzspektrum und dem überall vorkommenden Beutefisch als Vorbild, kommt man damit in fast allen Gewässern zurecht. Insgesamt haben wir mit Naturfarben die besten Erfahrungen sammeln dürfen. Im Winter oder bei schlechten Sichtverhältnissen, haben wir auch hervorragende Erfolge mit unseren auffälligen Dekoren wie z.B. Vänern Tiger, Lemon oder Hotperch erzielen können.
HECHTVERRÜCKT: Was grenzt PIKESITE zu bestehenden Anbietern wie z.B: CASTAIC ab?
CASTAIC ist sicherlich ein Vorreiter mit seinen Ködern gewesen. Als es in Deutschland fast nur Köder wie den Effzettblinker oder Handlange Wobbler zu kaufen gab, waren die amerikanischen Swimbaits eine echte Innovation. Allerdings wurden hier Köder, die eigentlich für die Blackbass-Angelei entwickelt wurden, von uns Hechtanglern zweckentfremdet. Die Köder sind für ihren erdachten Einsatzzweck sicher optimal. Aber gerade beim Kontakt mit einem Großhecht treten ganz andere Belastungen auf, die der Köder aushalten muss, als beim Schwarzbarschangeln. Das stellt man dann zum Beispiel schmerzhaft fest, wenn man seinen ersten guten Fisch dadurch verliert, dass die Bleigussöse aus dem Köder im Drill herausbricht und der Fisch verloren geht. Auch die Resistenz des Gummis ist bei einem Barschköder ein ganz anderes Thema, als wenn man es mit Hechtzähnen zu tun bekommt. Letztlich ist es in deutschen, oftmals stark befischten Gewässern, auch wichtig einen Köder zu haben, der nicht nur in einer spezifischen Geschwindigkeit gut läuft, sondern vielseitig und kreativ einsetzbar ist, damit man auf jede Bedingung am Wasser eine Antwort hat. Auch das Farbspektrum in der Köderpallette kann sich im Detail sehr stark vom Zielfisch unterscheiden. Dies haben wir versucht bei den PIKESITE Ködern optimal umzusetzen und an den Zielfisch zu adressieren.
HECHTVERRÜCKT: Zum Zielfisch brauchen wir wohl nicht viel nachfragen; euer Logo gibt bereits den Hinweis – was wird denn neben Hecht noch so auf Eure Köder gefangen?
Ganz klar; mit PIKESITE haben wir den HECHT im Visier. Die Größe, Farben, das Laufverhalten und die verwendeten Materialen sind so ausgelegt, dass sie den Hecht ansprechen und ihm standhalten. Auch wenn man mit dem REALBAIT und SWIMBAIT sehr schöne Hechte fangen kann, war uns dabei genauso wichtig, dass unsere Kunden nicht nur die großen Exemplare Beangeln können und an kleineren Fischen vorbei angeln müssen. Mit unseren Baits soll man schließlich Spaß und Erfolg am Wasser haben. Wenn man mit PIKESITE Ködern bestimmte Techniken fischt, kommt es aber natürlich vor, dass auch andere Spezies einsteigen. In den großen deutschen Strömen wurden bereits sehr gute Waller beim Werfen gefangen. Beim Einsatz auf deutschen Binnenseen sind gar nicht selten große Freiwasserzander gefangen worden. Andere Räuber wie der Barsch sind auf Grund der Ködergröße aber fast auszuschließen.
Gern gesehene Gäste beim Angeln mit PIKESITE: Wels und Zander
HECHTVERRÜCKT: Knappe 25€ bis 35€ für einen Köder, das ist ein stolzer Preis.
Ja und wenn jemand nicht so viel Geld für einen hochwertigen Köder ausgeben möchte, können wir das absolut nachvollziehen. Die Erfahrung zeigt aber in der Tat, dass es eine immer größer werdende Community von Hechtanglern in Deutschland gibt, die bereit ist für einen durchdachten, praxisbewährten Köder auch Geld in die Hand zu nehmen. Der Preis pro Köder ist natürlich auch relativ zu sehen. Wenn man mal sieht für was wir Hechtangler alles Geld ausgeben - Ruten, Rollen, Urlaube und die nicht zu unterschätzende Angelzeit, die aufgewendet wird - dann sollte das Elementare, nämlich eine Hand voll guter Köder welche zum Zielfisch führen, das finanziell geringste Problem darstellen. Jeder Hersteller wirbt natürlich mit der Langlebigkeit und niemand würde im Vornherein sagen, dass ein Köder nach einem Hecht sein Leben aushaucht. Hierzu können wir aber mit breiter Brust sagen, dass wir bei PIKESITE mittlerweile eine Gummimischung entwickelt haben, die einige Hechte aushält, dabei aber immer noch einen natürlichen Lauf bei geringen Geschwindigkeiten hervorbringt. Unsere Köder sind im Vergleich zu anderen Herstellern auch nicht gesundheitsschädlich. Das Material ist frei von giftigen Weichmachern und hat sogar eine Lebensmittelzulassung in Deutschland. Das Fressen überlassen wir trotzdem lieber den Hechten :-)
Natürlich hat auch Handarbeit mit ausschließlicher Fertigung in Deutschland seinen Preis. PIKESITE Baits sind zu 100% HANDMADE in GERMANY. Dazu kommt, dass wir neben dem Gummi nur robuste Materialien verwenden, die auch den größten Hechten oder standhalten. Im Innern setzen wir als Verbindung zum Haken auf eine durchgehende rostfreie Edelstahlachse. Der im Gummi integrierte Kopf besteht aus einem Vollmaterial, sodass dieser nicht mit Wasser volllaufen kann. Wir tun alles dafür, dass ein Fisch der beißt, auch zum PIKESITE Kunden ins Boot kommt. Das wird unter anderem durch ausreichend starke, aber gleichzeitig auch sehr unauffällige schwarze VMC 8550 Drillinge in den Größen 3/0 und 4/0 gewährleistet. Letzten Endes haben wir als eine Gruppe leidenschaftlicher Hechtangler die Erfahrung von 15 Jahren Großhechtangelei mit einfließen lassen. Hinter dem Ergebnis stehen wir.
HECHTVERRÜCKT: Was ist denn in der Pipeline? Plant Ihr neue Köder oder Zubehör?
Von unseren Teamanglern und Kunden erhalten wir laufend Feedback und Ideen. Für das populäre Angeln auf dem Kraut und das Teils sehr flache Boddenangeln haben wir für den Herbst eine Neuheit, auf die viele unserer Kunden bereits gewartet haben. Den 26er SWIMBAIT wird es dann nämlich in einer SLOW SINKING Variante geben, die SHALLOW im „Schweden-Style“ gefischt werden kann. Im Gegensatz zu Shads ist der Köder aber bereits out oft he Box für diese Angelei ready to fish und man muss keine Schraube eindrehen oder Gewichte einhängen. Der eingelassene Kopf passt bereits von Anfang an. Wir sind auf das Feedback gespannt nachdem der Köder an den Start geht. Denn auch wenn ein Bait im Regal hängt, hört das Verbessern und Optimieren nicht auf. In der Prototyphase hat sich der slow sinker jedenfalls mehr als bewiesen. Als Ergänzung zur kompletten Range werden wir noch ein fertiges Stingersystem passend zu unseren Ködern mit anbieten, damit Kunden, die einen zweiten Haken platzieren möchten, etwas optimal passendes und robustes von uns bekommen können. Basis hierfür bildet ein 100KG 7x7 Industriestahl sowie der bekannte VMC Drilling; beides Komponenten, die wir selbst seit Jahren ohne Probleme im Einsatz haben. In der längeren PIPELINE stehen dann noch weitere Ideen. Größere Varianten der bestehenden Baits in 34cm durchlaufen gerade Ihre Testphasen. Dann werden wir noch einen komplett neuen Köder auf den Markt bringen. Etwas was Ihr mit großer Sicherheit so noch nicht gesehen habt. Wenn es so weit ist wird er zuerst auf den anstehenden Raubfischmessen und natürlich auf unserer Homepage zu sehen sein. Wir planen da etwas für Ende des Jahres.
HECHTVERRÜCKT: Mit welchem Vorfachmaterial fischt Ihr selbst eure Köder?
Für die Stingersysteme zur Montage des hinteren Drillings setzen wir wie gesagt auf 7x7 Industriestahl in einer Tragkraft von circa 100KG. Insbesondere auf diesem Bereich liegt eine erhöhte Belastung, sodass wir hier lieber auf Nummer sicher gehen und in dieser Stärke auch nicht störend ist, da das Material am Köder anliegt. Als Hauptvorfach zwischen Köder und Hauptschnur haben wir diverse Materialien durchgetestet. Das lange Zeit sehr populäre Titan verwenden wir mittlerweile gar nicht mehr. Titan kann beim Quetschen durchrutschen bzw. beim Knoten unter Belastung brechen. Hinzu kommt, dass eine Materialermüdung äußerlich nicht sichtbar ist, sodass es sehr schwierig ist den optimalen Zeitpunkt zu bestimmen, wann man ein Vorfach wechseln sollte. Eher als Titan wäre dann bereits erwähntes 7x7 oder 1x7 Stahlgeflecht zu verwenden. Da dieses aber relativ dick im Wasser aufträgt, wird in unserem Team ausschließlich ein anderes Material genutzt. Fluorocarbon bzw. Hardmono in den Stärken 1mm und dicker sind die bevorzugte Wahl beim Einsatz unserer Köder. Ob man nun quetscht oder knotet ist reine Geschmackssache. Die Vorteile sind die geringe Sichtigkeit im Wasser und die Langlebigkeit. Hinzu kommt, dass eine Materialbeschädigung nach einem Fischkontakt direkt angezeigt wird und man reagieren kann. Die Vorfächer sind schön steif; was beim Werfen ein sehr großer Vorteil ist. Abgerundet wird das Ganze durch den Umstand, dass der Einsatz des Materials auch noch kostengünstig realisiert werden kann. 30m unserer bevorzugten Marke sind für unter 8.-€ zu haben.
HECHTVERRÜCKT: Was ist euer Ziel für die nächsten fünf Jahre; wo steht PIKESITE dann?
Einen Businessplan oder eine Wachstumsstrategie wie bei großen Unternehmen üblich, haben wir bei PIKESITE so nicht. Derzeit ist alles gut so wie es läuft. Wie bereits erwähnt haben wir ein Sortiment für einen ganz bestimmten Bereich entwickelt. Hier denken wir eine gute Nische gefunden zu haben. Wenn mehr Kunden unsere Köder für sich entdecken und erfolgreich damit Ihren Zielfisch fangen können, freuen wir uns natürlich. Unser Sortiment wird auf absehbare Zeit auch nicht explodieren. Wir möchten für unsere Kunden eine höchstmögliche Stabilität. Das bedeutet auch, dass eine Farbe, die er sich gekauft hat auch noch in fünf Jahren zu bekommen ist, wenn er diese nachkaufen möchte. Ideen für neue Modelle und Produkte haben wir viele. Bevor sich diese aber nicht in mehrjährigen Testphasen bei unseren Teamanglern bewährt haben, werden diese auch nicht in unserem Sortiment zu finden sein. Wie gesagt werden wir im Herbst und zum Ende des Jahres ein wenig erweitern. Darauf freuen wir uns natürlich. Es wird aber auf keinen Fall soweit kommen, dass wir irgendwann nur noch im Büro sitzen und Köder einpacken, sodass wir selbst nicht mehr ans Wasser und in die Praxis kommen. PIKESITE ist aus der Praxis und Anwendung entstanden und da möchten wir auch bleiben. Auch wenn das natürlich mit steigender Nachfrage und privaten Verpflichtungen nicht immer ganz leicht ist. Wir sind selbst Angler und die müssen regelmäßig aufs Wasser.
HECHTVERRÜCKT: Zu guter Letzt – wo kann man euch finden und treffen?
Mit unserer Website haben wir bewusst einen zentralen Anlaufpunkt geschaffen, bei dem man uns direkt kontaktieren und unsere Produkte beziehen kann. Genauso wie ihr von HECHTVERRÜCKT für dieses Interview, kann uns auch jeder Kunde oder Interessierte jederzeit ansprechen. Der digitale Auftritt wird durch soziale Medien wie Facebook und Youtube ergänzt. Persönlich trefft Ihr uns mit Sicherheit auf den kommenden Messen für Raubfischangler. Die Messeplanung ist noch nicht ganz final; im letzten Jahr waren wir auf den Magdeburger Raubfischangeltagen und der Angel Expo in Frankfurt/Oder. Überall dort wo es die entsprechenden Gewässer hergeben versuchen wir zudem unsere Produkte passend in den lokalen Angelfachmärkten anbieten zu können. An der mecklenburgischen Seenplatte oder im bayrischen Raum ist schon das ein oder andere Regal mit PIKESITE Ködern versehen, weitere werden folgen. PIKESITE wächst; aber nicht um jeden Preis.
HECHTVERRÜCKT: Martin, Danke für das Gespräch!