Wenn man an Hechtangeln und eine Auslandsreise denkt, dürfte vielen direkt Schweden in den Sinn kommen. Neben guten Fangchancen sollen Natur und Menschen einen besonderen Reiz ausüben. Wir waren im Frühjahr 2016 zu Besuch bei Småland Sportfiske und haben uns selbst überzeugt, ob sich die Reise in das nördliche Nachbarland lohnt.
Anreise und Organisation
Die Anreise und der Ablauf waren sehr unkompliziert. Zum Einen, weil Reisekollege Moritz bereits ein Jahr zuvor nach Schweden gereist ist; zum Anderen, weil Thomas alle benötigten Informationen schlüsselfertig liefert. Die Überfahrt per Fähre ging von Rostock nach Trelleborg. Die etwa sechs Stunden Fahrt kann man wunderbar in der Schlafkabine verbringen. Während es vor wenigen Jahren noch problematisch war bestimmte Konsumgüter nach Schweden einzuführen, ist dies heute weniger ein Thema. Die Faustregel ist, dass erlaubt ist, was für den Personenkreis im Fahrzeug als Eigenverzehr zu werten ist. Die Bewertung unterliegt aber immer dem jeweiligen Zollbeamten. Für die Einreise ist ein gültiger Personalausweis oder Reisepass erforderlich; amtliches Zahlungsmittel sind schwedische Kronen. In den Tankstellen und Supermärkten können nur leicht alkoholische Getränke erworben werden. Der Verkauf von Höherprozentigem unterliegt dem staatlichen Monopol und ist in einer der gut bestückten Filialen - Systembolaget - bei entsprechend prall gefülltem Gelbeutel - möglich.
Angeln in Småland
Generell bieten sich in Småland sehr vielfältige Möglichkeiten, um zu fischen. Speziell das Hechtangeln kann sehr unterschiedlich gestaltet werden. Thomas hat für die jeweilige Jahreszeit die besten Tipps und kennt auch Alternativen, sollte ein Plan mal nicht aufgehen. Wenn die Binnenseen, wie bei unserem Besuch im März, nicht gerade mit einer dicken Eisschicht bedeckt sind, ist die Auswahl fast grenzenlos. Für Barsch- und Zanderangler sind gut besetzte eutrophe Seen in der näheren Umgebung zu finden; Hechtangler können in den tiefen und klaren Binnenseen sowie in den flachen Schären "Archipelago" ihr Glück versuchen.
Unsere Woche in Sverige
Bereits im Vorfeld stand fest, dass sich die Angelei vollständig auf das Angeln im Brackwasser konzentrieren wird. Thomas sendete uns mehrere Tage vor Antritt der Reise ein eindeutiges Foto, das klar machte, dass an Angeln in Binnenseen wegen der Eisdecke nicht zu denken ist. Im Gegensatz zu den heimischen Gewässern, in denen der Hecht im Winter eher in tieferen Gewässerabschnitten zu suchen ist, wird in den Schären, wie auch nahezu das ganze Jahr, extrem flach gefischt. Flach bedeutet im Klartext eine Wassertiefe von 20cm bis 1.3m unter dem Geber!
Entsprechend waren unsere Tackleboxen mit flach laufenden Kunstködern gefüllt.
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Die Hechte stehen an der Schärenküste nahezu das ganze Jahr in den Flachwasserzonen, welche oftmals durch Buchten voneinander abgegrenzt werden. Bei unserer Angelei konzentrierten wir uns ebenfalls auf diese Buchten. Interessant war ein Abschnitt mit konstant 1.3m Tiefe an dessen Ende ein Flusseinlauf zu finden war. Das Angeln in langen Driften erinnerte hier stark an die gewohnte Vorgehensweise in Deutschland. Dies blieb aber die Ausnahme. In der Regel fuhren wir die überschaubaren Buchten mit Hilfe des Elektromotors konsequent ab. Hierbei werden sowohl Schilfgürtel, als auch das offene Wasser sukzessive befischt. Auf dem Boot von Thomas half hierbei der mit Fernbedienung zu steuernde iPilot Elektromotor.
Zusammenfassend haben wir in der Zeit in Schweden unzählige Hechte (auch sehr gute) im Wasser stehen und dem Köder nachfolgen sehen. Fisch war also ausreichend vor Ort. Die aktiven Beissphasen waren jedoch auf Grund der Bedingungen äußerst ausgeprägt. Für die Aktivität der Schärenhechte spielen weniger Wind und Strömung eine Rolle, als vielmehr der Wasserstand und dessen Stabilität. Allgemein, so wurde es uns gesagt, kann man sagen, dass steigendes Wasser und anschließende Stabilität weitaus bessere Bedingungen darstellen, als sinkendes Wasser mit instabilem Wasserstand. Natürlich haben wir eine Phase mit fallendem und instabilem Waserstand erwischt - einfach kann jeder :-)
So haben wir es erlebt, dass wir vom bewegtem Boot in wenigen Metern Abstand regelmäßig die Hechte im flachen Wasser sehen, diese aber selten zum Anbiss bewegen konnten. So sammelten wir uns an den schlechteren Tagen zwischen 5 und 12 Hechte zusammen. Das Potenzial bei guten Bedingungen konnten wir an einem Tag erahnen als der Wasserstand leicht stieg. Mehrere gute Fische folgten dem Köder bis ans Boot und mit einer Stückzahl von 27 gelandeten Hechten bis 87cm war das Tagesergebnis mehr als gut.
Wenn die Hechte wollen, kennen sie keine Grenzen. So konnten wir einen prallgefüllten 87cm Hecht fangen, dem ein etwa 40cm langer Artgenosse aus dem Schlund schaute. Die Köderwahl beim Schärenangeln unterliegt hier eher der Frage, ob sich der Bait flach präsentieren lässt, ohne dass man zu schnell kurbeln muss. Die klassischen Kandidaten sind hier Jerkbaits. Diese haben auch wunderbar funktioniert. Ebenso lassen sich große Gummifische, die ohne zusätzliches Gewicht mit einer Schraube fixiert werden, anbieten. Nicht umsonst sind bei den Schweden Streamer, die wahlweise mit der Fliegen- oder Spinnrute angeboten werden, äußerst beliebt. Diese Köder lassen sich extrem langsam und verführerisch über dem Kraut präsentieren wobei sie beim Auftreffen auf das Wasser in den kleinen Buchten noch dazu für wenig Lärm und Unruhe sorgen.
Ein besonderer Vertreter dieser Flachläufer ist die "Mouse" von Mouse Fishing. Am ersten Angeltag unseres Schwedenaufenthalts wurden wir von Tony auf seinem Boot mitgenommen. Tony und sein Bruder haben die "Mouse" als einen Hybridköder entwickelt, der die Vorteile des Spinnfischens mit denen des Fliegenfischens in Bezug auf das flache Schärenangeln perfekt miteinander kombiniert. Hierbei sind mehrere voluminöse Streamerelemente über ein Gelenk miteinander verbunden. Jedes Gelenk ist mit einem scharfen Drilling der Marke Stingray bestückt. Diese zeichnen sich durch besondere Resistenz gegen Feuchtigkeit und Salzwasser aus, da die vollgesaugten Mäuse sehr lange das Wasser halten. Auf jeden Fall ein Köder, den man im Auge behalten sollte. Der Geheimtipp von Tony: In die gleiche Box wie die nassen Mäuse mehrere Knoblauchzehen legen - "the pikes love it"!
Eriksberg: A Fisher`s Paradise
Als Highlight der mehrtägigen Reise Stand ein Besuch in Eriksberg auf dem Plan. Hierbei handelt es sich um einen exklusiv zu beangelnden Abschnitt der schwedischen Schären, welcher in einem abgeschlossenen Naturreservat liegt. Die Zahl der angelnden Gäste ist hierbei jährlich stark limitiert. Thomas ist einer von wenigen Ansprechpartnern, der das Angeln dort ermöglichen kann. Moritz konnte dort im Jahr zuvor neben guten Stückzahlen drei Meterhechte an einem Tag fangen. Generell sind die Chancen auf kapitale Hechte in diesem Gewässer sehr gut. Neben den guten Beständen ist auch das Angeln in der einmaligen Kulisse des Naturparks ein großes Highlight. Auf dem Weg zur Slipanlage haben wir frei laufende Hirsche, Wildschweine etc. sehen können. Trotz der guten Grundvoraussetzungen machten uns an dem Tag in Eriksberg aber die allgemein schlechten Bedingungen (Wasserstand) der vergangenen Tage das Angeln mehr als schwer. Am Ende des Tages konnten wir 8 Fische bis 94cm verzeichnen. Ein gutes Ergebnis, welches aber nicht die hohen Erwartungen unseres Guides erfüllen konnte. Da Thomas dies nicht auf sich sitzen lassen wollte, hat er uns für ein weiteres Mal Eriksberg reserviert.
Wir kommen wieder!
Schweden: Immer eine Reise wert
Bei der heutigen Auswahl an Angelreisezielen darf man sich die Frage stellen, ob eine längere Reise nach Schweden noch gerechtfertigt ist. Die Antwort lautet ganz klar "Ja!". Die vielfältigen Gewässeralternativen mit der Möglichkeit unterschiedliche Spezies zu befischen, könnten kaum abwechslungsreicher sein. Den Erholungsbonus der Auslandsreise sollte man hierbei ebenfalls nicht unterschätzen. Selten haben wir in den vergangenen Jahren das Smartphone so aus den Augen verloren. Neben der Natur und dem Angeln ist noch die offene und kommunikative Art der schwedischen Angler positiv zu erwähnen. Auf dem Steg beim Slippen wünscht der "Svartzonker" viel Erfolg für den Tag und Köderbauer Renz drückt einem eine seiner neuesten Kreationen zum Testen in die Hand. Einfach top. Deshalb wird es auch für uns heißen: Schweden wir kommen auf jeden Fall wieder.
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