Die mecklenburgische Seenplatte mit Müritz, Kölpinsee, Fleesensee und dem Plauer See ist deutschlandweit bekannt. sowohl die Einführung eines Entnahmefensters auf dem Kölpinsee, als auch das
Fehlen einer Schonzeit für den Hecht scheinen einen Besuch ganzjährig lohnenswert zu machen. Wir wollten sehen, ob es Osterhechte zu fangen gibt.
Start ab Jabel
Für den Start auf die Seenplatte bieten sich diverse gut ausgestattete Häfen und Anlegestellen an. Neben der Möglichkeit ein Boot slippen oder mieten zu können, spielen natürlich auch die
Verfügbarkeit einer Unterkunft und die abendlichen Verpflegungsmöglichkeiten eine Rolle. Für alle drei Kriterien bieten die Müritzfischer auf Ihren Fischerhöfen das Rundum-Paket an. Wir waren
jedoch etwas spät dran, sodass unser Wunschhafen Eldenburg bereits ausgebucht war. Ausgangspunkt für die Ausflüge auf die Seenplatte war der kleine Ort Jabel am Jabelschen See. Im Wirtshaus "Zur
Eibe" gibt es die komplette Infrastruktur für Angler. Wir buchten eine zugehörige Ferienwohnung sowie Frühstück. Angebunden an das Wirtshaus ist ein Bootsverleih. Etwa 300m von der Ferienwohnung
liegen die Mietboote am Steg. Der Ablauf ist unkompliziert. Sehr begeistert waren wir von der ambitionierten Wirtin, welche uns sowohl Abends, wie Morgens reichhaltig und sehr lecker mit Essen
versorgte. Beim Bootsverleih charterten wir ein geräumiges Boot mit 40PS. Da die Seenplatte trotz ihrer weiträumig zusammenhängenden Seen überschaubar ist, benötigt man nicht zwangsläufig ein
führerscheinpflichtiges Boot. Allerdings helfen zusätzliche PS, um schnell an den Spot zu kommen oder doch spontan noch den See zu wechseln. Die Angelkarten besorgten wir uns nach der
Bootsübergabe am Fischerhof Damerow. Die Kartenbeschaffung wurde im Vorfeld mit den immer hilfs- und gesprächsbereiten Ansprechpartnern von den Müritzfischern organisiert. Weitere
Kartenausgabestellen und die genauen Regelungen findet man auf der Website der Müritzfischer:
Kaiserwetter auf dem Kölpinsee
Den Anfang wollten wir auf dem bekannten Kölpinsee machen. Der See ist sehr verkrautet und hat an vielen Stellen eine durchschnittliche Tiefe von 2,5m bis 3,5m. An diese Bereiche schließen sich
jeweils Flachwasserbereiche von 1,5m und weniger sowie Scharkanten von 4m bis 6m an. Bekannt ist der See dafür, dass eigentlich immer irgendwo etwas geht. Allerdings wollen die großen Fische
erarbeitet werden. Um auch Fläche machen zu können ist eine Schlepperlaubnis zu empfehlen. Diese kann man zur Angelkarte dazu buchen. Neben der Möglichkeit des Motorschleppens ist die
Schlepperlaubnis ebenfalls erforderlich, um Driftfischen betreiben zu können. Eine Methode, die besonders empfehlenswert ist, wenn man wie wir wenig Ahnung vom Gewässer hatten. Wir fuhren vom
Jabelschen See auf den Kölpinsee und beangelten einen Bereich, der viele Tiefenbereiche in Wurfweite bereithielt. Das Kaiserwetter hatte zahlreiche weitere Angler an das Gewässer gelockt, sodass
wir nicht alleine waren. Nach einigen Würfen hatten wir erste Anfasser, aber es blieb noch Nichts hängen. Dennis von den Müritzfischern hatte uns im Vorfeld verraten, dass an den Tagen zuvor eher
kleinere Köder gut liefen. Wir verteilten auf drei Angler verschiedene Ködergrößen und wollten sehen wo es zuerst einschlägt. Der erste Fisch kam auf einen 18cm Gummi. Nach mehreren Stunden
Angelns konnten wir auf einige Anfasser und vier erworfene "Spritzer" zurückblicken. So fuhren wir zurück "Zur Eibe" während die brennenden Gesichter mahnend daran erinnerten, dass neben den
zahlreichen Ködern ruhig auch Sonnencreme in der Tasche hätte landen können. Nachdem wir hauptsächlich die flacheren Bereiche im westlichen Teil beangelt haben, wollten wir am Folgetag die Mitte
und den Osten absuchen.
Hechte einsammeln und erarbeiten
Am folgenden Morgen wollten wir kurz dort anfangen wo wir am Vortag aufhörten. Neben einem kleinen Hecht hing der obligatorisch quergehakte Brassen als Beifang an der Angel. Der See war nun im Gegensatz zum Karfreitag deutlich leerer und man konnte sich ausbreiten.Wir fischten uns bis in den mittleren südlichen Teil vor, wo wir einen weiteren kleinen Hecht und Nachläufer verzeichnen konnten.
Insgesamt war das Beißverhalten aber eher zäh und die "Pikes" wollten noch nicht so richtig. Die Wassertemperatur war mit um die 6°C auch noch unter der magischen 10°C Marke. Aufgeben war aber
keine Option und so suchten wir den See weiter ab. Den Tipps der Locals folgend wollten wir uns noch den Hotspot Damerower Werder vornehmen. Der Ausläufer der Halbinsel, die ein Wisentgehege
beherbergt, hält unter Wasser interessante Strukturen bereit. Von flachen Bereichen um 1,5m, die sich teilweise als Zungen tief in den See erstrecken, fallen interessante Kanten auf bis zu 10m
Tiefe ab. Hier kann man in kurzer Zeit verschiedene Tiefen absuchen. Zudem ist die Stelle bei Westwind und höheren Windstärken gut geschützt. In mehreren Stunden konnten wir wieder nur Anfasser
und einen kleinen Hecht vermelden. Der Knoten wollte sich nicht lösen: Das ist Angeln. Mit einem, gegenüber dem Vortag fast identischen, Ergebnis fuhren wir zurück in den Hafen am Jabelschen See.
Am nächsten Tag wollten wir dem Schleppen einen Versuch schenken. Zuvor freuten wir uns aber über die Bilder des Drills eines zwar kleinen, aber spritzigen Hechts.
Schleppen bis der Hecht kommt
Auch wenn Schleppen nicht Jedermanns Sache ist, kann es in bestimmten Situationen von Vorteil sein. Gerade wenn die Hechte träge sind oder auch weit verteilt und schwer zu finden, ist diese
Methode unschlagbar. Hat man dann in einem Gebiet vermehrt Kontakte beim Schleppen kann man auch wieder auf das Werfen "umschalten". Wir wollten auf den Kanten schleppen, sodass wir relativ flach
laufende Köder einhingen, damit diese nicht gleich im Kraut landen, sollte man doch zu sehr auf das Flache kommen. Nach einiger Zeit stieg ein 70er auf einen 25cm Swimbait ein. Dazu konnte man
schon Hecht sagen. Gebissen hat er auf 4m genau zwischen flachem und tiefem Bereich. An den Erfolg wollten wir anknüpfen und so schleppten wir den Bereich intensiv aus. Es gab aber keine Kontakte
mehr. Wir wechselten auf ein krautiges und weiträumiges Plateau, welches durchgehend etwa 2,5m hatte. Hier stieg ein mittlerer Hecht auf einen kleinen 12cm Hybrida Wobbler ein. Danach fuhren wir
wieder in den schmaleren westlichen Teil, wo wir das Kantenschleppen fortsetzten. Hier erwischten wir noch einen kleinen Hecht, womit der Tag auch anglerisch endete. Die Ausbeute war zwar kein
Kracher, das Ergebnis war "Input-/Output-technisch" aber OK, da Schleppen nicht gerade als Arbeit zu bezeichnen ist.
Ausflüge auf Jabelschen See & Fleesensee
Der Fleesensee grenzt im westlichen Teil durch einen Verbindungskanal an den Kölpinsee. Wir wollten die Chance nutzen und uns den See einmal anschauen. Auf der Tiefenkarte zeigt der See ähnlich
interessante und ausgeprägte Scharkanten wie der Kölpinsee. Der Unterschied bilden eine deutlich größere Tiefe und ein offeneres Freiwasser. Auf den Erfahrungen des Kölpin aufbauend wollten wir
bis an die ersten ausgeprägten Spots schleppen. Hier tat sich aber nichts. Wir fanden ein 6m tiefes Loch, welches von sehr flachen Bereichen umgeben war. Hier musste Fisch sein! Die ersten Würfe
brachten gleich Biss und Nachläufer, es blieb aber nichts hängen. Das Echo war voller Fisch und wir waren überzeugt, dass noch etwas gehen musste. Nach einiger Zeit fanden sich zwei weitere Boote
ein, die auch ihr Glück versuchten. Alles vergebens. Wir schleppten wieder Richtung Verbindungskanal und verließen das Gewässer fischlos.
Zurück auf dem Ausgangsgewässer war guter Rat teuer. Alle Gewässer der Seenplatte haben ein sehr gutes Potenzial, aber wenn sie nicht wollen dann wollen sie nicht. Gegen Nachmittag schlossen wir
uns einem Einheimischen an. Sven alias "Zanderlui" hatte die Nachwehen des vorabendlichen Osterfeuers verdaut und war schon wieder auf dem Wasser. Wir warfen zusammen Bereiche an den Kanten zur
Fahrrinne ab und auf beiden Booten kam je ein Hecht der Kategorie "Hammerstiel" raus: FischisFisch...
Ein paar lethargische Nachläufer und Bisse machten klar: Fisch is da - will aber nicht beißen. Am späten Nachmittag machten wir uns für die Bootsübergabe auf nach Jabel. Auch wenn wir in der
kurzen Zeit nicht voll abgeräumt haben, war die Zeit an der Seenplatte wieder jede Minute wert. Besonders die vor Ort verfügbare Infrastruktur und die anglerfreundlichen Arrangements machen
richtig Spaß, sodass es nicht der letzte Besuch gewesen sein wird. Dass man dort auch echt gute Fische fangen kann, bekamen wir wenige Tage nach unserem Aufenthalt per Whats APP zugesendet. Die
Jungs von ProNature MV hatten echt gut abgeräumt - lokale Guides haben halt oft die Nase vorn. Wie so oft musste ich auf dem Smartphone lesen: "Ihr ward eine Woche zu früh da, gestern haben sie
richtig gut gefangen" - Wenn man immer wüsste wann die Woche zu früh und wann die Woche zu spät ist... dann wäre es kein Angeln mehr. Trotzdem verbleibt der Ehrgeiz, dass man noch einmal richtig
angreift - an Deutschlands schönster Seenplatte.
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