Wie bereits 2013 sollte das Ende der Schonzeit am Bodden verbracht werden. Durch den milden Winter malten wir uns gute Chancen aus. Von Schaprode aus wollten wir die verschiedenen Bodden auf
Hecht beangeln. Die Erwartungen waren hoch, aber leichtes Angeln sollte es in den kommenden Tagen nicht werden.
2. Anlauf - Hechtstart 2014
Streng genommen sollte die Reise an die Bodden gar nicht zum Saisonstart für mich werden. Denn die letzten Apriltage verbrachte ich bereits am Schweriner See. Die Binnenseen in Mecklenburg haben keine Schonzeit für Hecht und so war der Weg frei. Leider spielten die Fische und das Wetter überhaupt nicht mit; vielmehr gegen uns. Das Kalkül die Hechte im Flachen direkt nach dem Laichen abzugreifen ging nämlich nicht auf. Jan Pusch von der Angelschule NORD teilte uns mit, dass wir dafür in diesem Jahr zwei Wochen zu spät dran waren. Wenige Wochen zuvor fingen er und seine Guidinggäste sehr gute Hechte im flachen Wasser. Wir trafen im Schweriner See auf sehr klares Wasser (Sichttiefe bis 5m) und zickige Hechtdamen. Temperaturen um die 30 Grad ohne Bewölkung machten die Sache nun auch nicht einfacher. Zwar fingen wir unsere Fische, aber ein großer war nicht dabei und die Beisszeiten waren sehr kurz und zumeist lediglich in der blauen Stunde von verstärkter Aktivität geprägt.
Dennoch war ich am Abend des 30.04.2014 guter Dinge, als ich die Weiterreise vom Schweriner See zum Bodden antrat. Zwar ist dieser nur noch gut anderthalb Stunden entfernt; die Bedingungen können
dort im Brackwasser aber schon wieder ganz andere sein. So war es ein besonderer Moment, als ich am Abend auf dem Weg zur Ferienwohnung von Sarah, Hendrik und Frank auf den Schaproder Bodden
blickte. Bei saftigen Nackensteaks und dem ein oder anderen Captain Morgan besprachen wir auf der Terrasse der Ferienwohnung die Strategie für den kommenden Tag. 1: Mai am Bodden - wir
kommen!
Guter Start am Rassower
02:00 Uhr Morgens - das Handy klingelt. Aus dem Untergeschoss der Ferienwohnung ist ein Klopfen zu hören: ALTER MATZE ALTER!
Durch Job und Familie konnte er erst gegen Abend aus Bremen losfahren. Mit dem Gespann zieht sich die Fahrt nach Rügen, sodass es schnell spät wird. Frisch aus dem Schlaf gerissen entluden wir
schnell sein Fahrzeug. Bei einem weiteren Captain Morgan-Cola wurde der Ablauf für den Morgen besprochen, dann ab in die Kiste. Der 1. Mai ist ein beliebter Tag für Angler in ganz Deutschland und
so kam es, dass wir kurzfristig keinen Platz im Hafen von Schaprode mieten konnten. Aus diesem Grund war die Ausgangsbasis für diesen Trip der weniger frequentierte Hafen von Vieregge. Dieser ist
in einem sehr guten Zustand und wenn man den Rassower Strom befischen will, optimal gelegen. Um ca. 07:30 Uhr trailerten wir das Boot im Hafen von Vieregge, sodass wir bereits vor 08:00 Uhr als
das erste Boot am Rassower Strom eintrafen. Zu Anfang, etwa auf Höhe des "Bermuda-Dreiecks" krachte gleich ein richtig schöner Biss in die schwere Rute auf den 25cm McRubber von Svartzonker. Der
75er Hecht zog den Blank unterm Boot schön krumm. KAMPFSTARK. Das war ein richtig schöner Auftakt. Wir drifteten immer wieder neben der Fahrrinne und warfen über die Kante, sodass wir tiefe wie
flache bereiche abgrasten. In den Bereichen der Fahrrinne bekamen wir immer wieder Bisse und so pflückten wir den ein oder anderen Spritzer von den Kanten weg. Owohl es keine Biss- und Fangorgie
war, konnten wir eine kurzweilige Angelei erleben. Am Nachmittag versuchten wir es noch am Breetzer Bodden. Hier hatten wir zu Silvester gute Erfahrungen gemacht. Im Gegensatz zum Winter waren
die ausgedehnten Flachwasserbereiche sehr verkrautet, was das Angeln erschwerte. Wir erwischten nocht drei kleine Hechte in diesem Bereich, bevor wir den Rückweg nach Vieregge antraten.
Zu Gast bei Hendrik
Matthias musste am 2. Mai einige Dinge erledigen, sodass sein Boot an diesem Tag nicht zur Verfügung stand. Zum Glück durfte ich bei Hendrik als dritter Mann aufs Boot. Seine Freundin Sarah war
so nett und verzichtete an diesem Tag auf Ihren Stammplatz im gemeinsamen Boot. Echt eine tolle Aktion! Da Hendrik sein Boot von Schaprode aus bewegte, war der Rassower Strom eine ganze Ecke
weiter entfernt. Aus diesem Grund und weil Hendrik und Frank ihre brandneuen Jerkbaits testen wollten, verblieben wir in den flacheren Bereichen des Schaproder Boddens. Die Fische zeigten sich
aber aus irgendeinem Grund sehr zickig. Ein schwedisches Tracker Boat, dass zunächst in unserer Nähe driftete, schraubte seine Driften immer weiter Richtung Strom hoch bis es schließlich nicht
mehr zu sehen war. Vielleicht lag es an dem Wetterumschwung. Es war windig und die Temperaturen erinnerten eher an Ende Oktober. Dennoch konnten wir an diesem Tag einige Nachläufer neugierig
machen und auch Fisch fangen.
Insbesondere Frank konnte mehrere Nachläufer verzeichnen. Sehr merkwürdig und bis heute ungeklärt bleibt ein Nachläufer, den Frank und ich zeitgleich hinter seinem Köder sahen. In unseren Augen
war das eine Sepie oder ein Oktopus. Kann das am Bodden sein? Wie bei jeder Boddentour zollte Petrus an diesem Tag leider seinen Tribut. Ein sehr schöner handgebauter Jerkbait verschwand beim
Backlash eines Kollegen in den Wellen der Bodden. Wir hofften somit eine Anzahlung für die nächsten Tage geleistet zu haben und fuhren auf Grund fehlender Fischaktivität und dem rauhen Wetter
(auch der verlorene Jerk tat noch weh) bereits um 16:00 Uhr in den Hafen. Den Abend verbrachten wir (Matthias war in der Zwischenzeit auch wieder eingetroffen) in gemütlicher Runde in Schillings
Gasthof. Wieder sehr gesellig war der Austausch mit Fischfieber Hamburg. Aber auch auf ihrem Boot konnte die Situation nicht erzwungen werden: Gutes Fischen sieht anders aus.
Durchbeißen am Rassower
Aus unserer (wenn auch bescheidenen) Erfahrung wussten wir, dass es gute Fische am Rassower Strom geben muss. Aus diesem Grund suchten wir die bekannten Spots in der Gegend für den Rest des
Urlaubs auf. Wenn es mal nicht läuft, sollte man nicht wie wild durch die Gegend fahren und hoffen, dass es woanders beisst. Das hatten wir in der Zwischenzeit gelernt. Vielmehr wollten wir die
Fische auf einer begrenzten Fläche durch konzentriertes Ausangeln ein Stück weit erzwingen. Das ist zwar mental eine ziemliche Zerreissprobe, aber wenn man sich in Erinnerung ruft, das alles
Andere Schwachsinn ist, kann man sich der Situation stellen. Inzwischen hatten wir mit Adi Verstärkung im Boot - auch das kann neue Motivation reinbringen. So fischten wir den Kantenbereich des
Rassower Stroms aus. Am Vormittag konnten wir zwei ü80 Hechte überlisten. Köder schienen keine Rolle zu spielen. Ein Hecht biss auf einen 14cm Shad, der andere auf einen 25cm Svartzonker
McRubber. Gegen Mittag telefonierten wir mit Hendrik, Sarah und Frank, die den Schaproder Bodden weiter befischten: "Was läuft bei euch"? - "Es läuft schlecht" war Hendriks kurze Antwort. Da wir
mittlerweile immerhin zwei Hechte und einen Barsch verzeichnen konnten, entschloss sich die Schaproder Besatzung hoch zum Strom zu fahren. Es dauerte auch nicht lange, da sahen wir auf Hendriks
Boot gar nicht weit von unserer Drift eine krumme Rute! Frank hatte einen 30cm Real Eel in Bodennähe geleiert und ein guter Fisch hatte sich den Köder geschnappt. Im Kescher landete ein schöner
Hecht mit 1.06m Länge!
Was für ein toller Fisch! Wir beharkten das Gebiet weiter und mit neuer Motivation. Nach etwa einer Stunde trat Hendrik´s Boot jedoch den Rückweg nach Schaprode an, da der Rückweg Zeit in
Anspruch nahm und der Schaproder Bodden noch eine Chance bekommen sollte. Wir verblieben somit alleine im Gebiet - auch sonst war kein Boot zu sehen...
Mittlerweile konnte man aber von richtigem Hechtwetter sprechen (bewölkt, und eine gute Drift), sodass wir weiter machten. Gegen 15:00 Uhr hing sich ein Fisch in den 25cm Svartzonker. Ich kurbelte den Gegner mit der Bigbait-Rute heran und die Frage nach dem Kescher beantwortete ich mit:
"Lass stecken, is nur n´Spritzer"
Als der Fisch aber unter dem Boot stand und trotz Druck nicht hochkam, wurde aber schnell klar, dass es sich nicht um einen "Spritzer" handeln konnte. Bei einer Flucht zog der Fisch gegen starken
Widerstand um das Boot in die Abdrift. Matthias hatte aber bereits den Kescher zur Hand und kescherte das Boddenkroko sicher ein. Den großen Gummifisch spuckte der Fisch noch im Kescher aus:
"Schwein gehabt"! Das Maßband zeigte 116cm!
Zum Ende zeigte sich der Bodden dann also doch noch versöhnlich mit uns. Auch hier springen einem die Fische nicht in den Kescher. Wenn es schlecht läuft kann das Angeln sogar deutlich härter
sein, da die riesige Wasserfläche immer verlockt vorzeitig die Spots zu wechseln. Dieses Mal war es aber genau richtig der vorgenommenen Strategie treu zu bleiben. Den Bodden verstehen wird man
wohl nie. Eventuell wird man ihn aber irgendwann einschätzen können.
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Sailor (Montag, 19 Dezember 2016 13:59)
kurzweilig geschrieben.
Was die standhaftigkeit angeht, kann ich dir nur Recht geben!
petri Uwe